Paul wird Rausgeschmissen.
„Weg mit den Kindern?“ – Behinderte Kinder unerwünscht!
(Die Namen in diesem Artikel sind aus Datenschutzgründen geändert.)
Nach dem schockierenden Fall der kleinen Lena wurde mir als Journalistin ein weiterer erschütternder Fall bekannt: der von Paul. Ein Junge, der sich nichts sehnlicher wünscht, als einfach Kind zu sein. Doch in Dresden scheint das für Kinder mit Behinderung eine unerreichbare Vorstellung zu sein. 😡
„Holen Sie Ihren Sohn sofort ab!“
Paul ist sechs Jahre alt. Er sitzt im Rollstuhl, leidet unter unkontrollierbaren Zuckungen und kann seine Arme nicht bewegen. Doch er ist lebensfroh, liebt es, mit anderen Kindern zu lachen und zu spielen. Seine Eltern suchten monatelang nach einem geeigneten Kindergarten und entschieden sich schließlich für eine Einrichtung, die sich angeblich auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen spezialisiert hat. Doch nur vier Wochen später rief eine Erzieherin Pauls Vater mitten auf der Arbeit an. „Sie müssen Ihren Sohn sofort abholen“, sagte sie. „Wir können das hier nicht mehr leisten.“
„Das kann nicht wahr sein!“
„Ich dachte, ich höre nicht richtig“, erzählt Pauls Vater, ein gebürtiger Dresdner, der vor Wut und Enttäuschung kaum Worte findet. „Ich bin hier groß geworden. Dresden war mal meine Heimat, aber das hier ist ein Schlag ins Gesicht!“ Seine Frau musste nach diesem Vorfall ihre Arbeit niederlegen, um sich rund um die Uhr um Paul zu kümmern. Ein neuer Kindergarten? Fehlanzeige! „Niemand in der Umgebung nimmt ihn auf“, sagt sie mit Tränen in den Augen.
Fall Lena bringt Licht ins Dunkel
Auf den Fall von Paul bin ich erst aufmerksam geworden, als ich mit Lenas Mutter sprach. Die beiden Familien haben sich über das Internet kennengelernt. Es scheint kein Einzelfall zu sein! Immer mehr Eltern melden sich zu Wort, berichten von ähnlichen Erfahrungen: Kindergärten, die Kinder mit Behinderung nach kurzer Zeit wieder abweisen. „Das ist systematisches Versagen“, sagt Pauls Vater.
„Unsere Kinder sind keine Last!“
Paul war glücklich im Kindergarten, sagen die Eltern. Auch wenn es Herausforderungen gab, waren sie der Meinung, dass eine Einrichtung für Rollstuhlfahrer das leisten können müsste. Doch anscheinend fehlt es nicht nur an Ressourcen, sondern auch an Wille und Mitgefühl. „Unsere Kinder sind keine Last“, betont Pauls Mutter. „Es ist ein Skandal, dass wir in einer modernen Gesellschaft überhaupt noch um Teilhabe kämpfen müssen!“
„Was bleibt uns noch?“
Die Familie steht vor einem Scherbenhaufen. Pauls Mutter musste ihren Beruf aufgeben, Pauls Vater kämpft gegen Schuldgefühle. „Ich habe gedacht, mein Sohn könnte in Dresden aufwachsen, so wie ich damals. Aber jetzt frage ich mich, ob wir nicht besser wegziehen sollten“, sagt er. Ein Satz, der schmerzt – denn Dresden verliert nicht nur Pauls Familie, sondern auch seinen Ruf als weltoffene Stadt.
Dresden: Keine Stadt für alle?
Der Fall von Paul zeigt, dass der Umgang mit Kindern mit Behinderung in Dresden ein strukturelles Problem ist. Fälle wie diese sind kein Zufall, sondern das Ergebnis von mangelnder Unterstützung, Überforderung und einer Gesellschaft, die sich offenbar immer mehr abwendet. „Wie sollen wir als Eltern das schaffen, wenn niemand uns hilft?“ fragt Pauls Mutter verzweifelt.
Wann wachen wir auf?
Wie viele Familien müssen noch verzweifeln, bevor sich etwas ändert? Kinder wie Paul und Lena sind Teil unserer Gesellschaft – doch in Dresden scheint das immer noch nicht angekommen zu sein. Es ist Zeit, den Finger in die Wunde zu legen und laut zu fragen: Wo bleibt die Menschlichkeit?
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